Friday, August 14, 2015

BÜCHERLIEBE: Shooting lost places



Heute ist nix mit schönen Bildern...auch wenn es eine wahre Bilderflut wird
.....nix mit zartem Gebäck an hübschem Geschirr.....edel gemusterten Kissen auf hippen Sofas
....Nö!




Heute wird es schmutzig....spannend....und auch ein bisschen spooky.

Denn ich möchte Euch ein ganz besonderes Buch vorstellen
und nehme Euch passend zum Thema auch gleich in eine entsprechende Location mit:





SHOOTING LOST PLACES
Fotografie an verlassenen und mystischen Orten
von Charlie Dombrow
erschienen im Franzis Verlag
ISBN: 978-3-645-603337-9
Preis € 29,90

Verlassene Häuser, alte Keller, verfallene Gebäude haben mich schon immer magisch angezogen....dieses leicht gruselige Kribbeln im Bauch....diese Neugier, durch verwaiste Flure zu streifen.

Es gibt viele Fotografen, denen es ganz ähnlich geht....in viel grösserem Ausmaß als mir.
Man nennt sie URBEXER (= Urban Explorer), einer von ihnen ist der Autor Charlie Dombow.




In seinem Buch beschreibt er (ziemlich unterhaltsam übrigens!), 
was die Fotografie an verlassenen Orten so besonders macht.
Neben natürlich spektakulären Bildern, erfährt man jede Menge Tipps über benötigte Ausrüstung, Techniken und auch über die rechtliche Seite des urbexen.




Er führt uns in leerstehende Fabrikanlagen, vergessene Krankenhäuser, 
aufgegebene Hotels, alte Schlossruinen...und und und.



Jede Menge Hilfreiches ist in den einzelnen Kapiteln zu den Themen Location Recherche
 und Planung eines Shootings zu finden. 
Was sollte man unbedingt dabei haben? was lieber zuhause lassen?
Wieviel Risiko - nicht nur rechtlich, sondern auch für Leib und Leben - ist man bereit einzugehen 
und wie lässt sich dieses minimieren?




Ein wirklicher Urbexer beherzigt zudem noch folgenden Grundsatz:
Take nothing but pictures, leave nothing but footprints

ausführlicher ausgedrückt, heisst das:
es wird nichts geklaut, beschädigt oder auch nur verändert.
Urbexer sind keine Vandalen und auch keine Einbrecher und sie hinterlassen keinen Müll!
Wenn man ein offenes Fenster oder eine kaputte Tür findet - toll - wenn nicht, wird sich nicht gewaltsam Zutritt verschafft.



Wer sich auf eine Ruine einlässt, der erkennt schnell, dass Verfall nicht nur hässlich ist
.....wer genau hinschaut und bereit ist zu sehen,
 der entdeckt die Faszination und die Ästhetik der Vergänglichkeit.

Leider haben auch andere Menschen (gänzlich ohne EhrenGrundsätze) immer mehr solcher Stätten für sich entdeckt und zerstören mutwillig Einrichtungen, Fenster, besprayen sämtliche Wände und zerstören somit nach und nach die unvergleichliche Ausstrahlung solcher Orte.



So leider auch an meinem "lost place", den ich Euch heute zeigen möchte. 
*Hier* hatte ich schonmal ein paar Bilder gezeigt und auf so viele Nachfragen 
einen ausführlicheren Bericht versprochen....sorry, hat etwas gedauert.

Nur ein paar Gehminuten von unserem Haus entfernt befindet sich die Muna
eine ehemalige Munitionsanstalt, die ab dem Jahr 1935 Munition für die Flugabwehr, 
die Luftwaffe und die Infanterie produzierte.




1946 wurden in einem Teil des Gebietes 144 vertriebene Familien (unter anderem aus 
Schlesien und Pommern) in den vorhandenen Bunkern untergebracht, die während 
des Krieges zur Lagerung der Munition genutzt worden waren. 
Dort lebten sie bis in die 50er Jahre hinein, bevor sie in eine Wohnsiedlung umziehen konnten.
Einige von ihnen sind heute meine Nachbarn....




Später übernahm die Bundeswehr das Gelände, ab 1963 waren dann 
Truppen der US Army dort stationiert und bewachten die vor Ort gelagerten Atomwaffen.




Ich bin mit dem Gruppengesang der amerikanischen Soldaten bei der morgendlichen Laufrunde und grossen Frühjahrs- und Herbstmanövern mit jeder Menge Panzern gross geworden. Als Kind war es für mich völlig normal, dass es in unserem Dorf ein riesiges Areal gibt, was uns Zivilisten niemals zugänglich war.

Aber auch an den schönen Brauch der "Amis", am Heiligabend zu den deutschen Häusern zu pilgern und Weihnachtslieder vor den Haustüren zu singen (und so manchen Schluck dabei zu nehmen) kann ich mich noch gut erinnern ;-) Je weiter sie im Ort kamen, desto schwerer wurden ihre Zungen, denn an jeder Tür wurde als Dank kräftig eingeschenkt.




Ende der 90er Jahre zog dann sämtliches Militär ab, das Gelände blieb weiterhin 
verschlossen und die Natur fing an, es zurück zu erobern.




Seit 2005 sind die Tore nun geöffnet und man kann dieses Gebiet 
zu Fuss oder mit dem Rad erkunden.
Die Gebäude sind noch erhalten (ich zeige nur einen kleinen Teil davon), leider ist in den letzten Jahren sehr viel an noch vorhandener Einrichtung (Aktenschränke, sanitäre Anlagen usw) von Vandalen zerstört worden....mittlerweile gibt es kaum noch eine Fensterscheibe, 
die nicht eingeworfen, kaum eine Tür, die nicht eingetreten wurde.....ich kann Euch also leider nicht mehr die ganze "Schönheit" dieses Areals zeigen.



Das genau ist auch der Grund, warum die meisten Urbexer die Adressen ihrer Foto-Locations nicht veröffentlichen....es werden einfach zu viele Menschen angezogen, die nicht "nur schauen" wollen.




Die Natur hat während der Verschluss-Zeit alles in ihrer Macht stehende getan und das Gelände in eine traumhaft grüne, urwüchsige Waldfläche verwandelt, die im krassen Gegensatz zu den dort angesiedelten Gebäuden steht. Es gibt jede Menge Wild....Rehe, Füchse, Marder und auch Wildschweine trifft man hier regelmässig.










viele der ehemaligen Munitionsbunker, die nach dem Krieg Vertriebenen als Wohnung dienten, sind mittlerweile eingestürzt.....viele aber auch noch begehbar....auf den Dächern wachsen teilweise meterhohe Bäume, die Natur erobert zurück, was immer sie kriegen kann.




überall, teilweise tief im Wald versteckt, liegen die alten Bunkeranlagen
Nur selten begegnet man anderen Spaziergängern, meist ist man ganz alleine dort unterwegs....herrlich!



Für mich ist es mein absolutes Lieblings-Hunderunde-Gebiet, denn es ist dort zu jeder
Jahreszeit anders, aber immer wunderschön....auf eine naturgewaltige, morbide Art.
Auch wenn sich viele in diesem Gebiet gruseln, ich liebe es sehr!

Ich hoffe, Euch hat dieser foto-flutartige Ausflug in "meinen" Wald mit der etwas anderen Ausstrahlung gefallen?
Ihr habt Euch doch nicht gelangweilt oder?

Mir ist klar, dass vermutlich jeder "echte" Urbexer über meine Fotos (und meine Ausrüstung!) nur müde lächeln wird........aber das macht nix....ich habe Blut geleckt und werde ganz sicher noch weitere lost places besuchen!



Schaut doch mal bei Nicole vorbei, denn dort werden heute die "Bücher des Monats" gesammelt
 und da schicke ich dieses nun auch gleich hin!


SHOOTING LOST PLACES
Fotografie an verlassenen und mystischen Orten
von Charlie Dombrow
erschienen im Franzis Verlag

Erhältlich in jeder Buchhandlung, natürlich könnt Ihr den Titel auch im Netz bestellen, aber das Einkaufserlebnis in einer "echten" Buchhandlung, der Service, die Beratung und der Geruch von Büchern ist durch nichts zu ersetzen.

Probiert es mal aus, Ihr habt sicher eine Buchhandlung vor Ort, die sich über Euren Besuch freut!

viel Spass im Wochenende!
Eure
Smilla



und wieder wie immer:
Dies ist meine persönliche Buchempfehlung, mein Geschmack.
Ich erhalte dafür kein Geld oder sonstige Zuwendungen, habe aber die freundliche Genehmigung des Verlages die obigen Bilder zu zeigen.
meine gesammelten Buchempfehlungen findet Ihr übrigens *HIER*






No comments:

Post a Comment